Investition Vertrauen
Liebe Leserin, lieber Leser!
Eines gleich vorweg: Ein differenziertes Fachbuch, dass zudem einen guten Teil bestehender betriebswirtschaftlicher Glaubenssätze widerlegt, sollte nur von Menschen gelesen werden, die offen sind für Neues und nicht am ewig Gestrigen festhalten wollen. Wenn Sie also weiterhin an Frederick Taylors Maxime glauben wollen, dass Ihre Mitarbeiter dämliche und nicht vertrauenswürdige Gorillas sind, verlassen Sie bitte möglichst schnell diesen für Sie sicherlich unerträglichen Blog. Für alle anderen könnte es sich lohnen, den Artikel zu lesen.
Ich gestehe: Es ist mir fast peinlich, dass ich dieses hervorragende Buch für den Abschnitt über Vertrauen in meinem eigenen Buch “Feel it!” nicht gefunden hatte. Das hätte meiner eigenen Arbeit mehr Tiefe gegeben. Die Autorinnen zeigen anhand vielfältiger Studien und zahlreicher unternehmerischer Fallbeispiele, wie Vertrauen in Unternehmen erreicht werden kann und welche positiven Effekte es erzeugt. Dabei verlieren sie sich an keiner Stelle in naivem Gutmenschentum. Was auch daran ersichtlich ist, dass sie zeigen, wie eine der Sache angemessene Kontrolle intelligent genutzt werden kann, ohne die intrinsische Motivation der Mitarbeiter zu zerstören.
Schade ist einzig zweierlei:
- Osterloh und Weibel haben in Ihrer Kritik am Homo oeconomicus die längst vorhandenen Erkenntnisse über die positive Bedeutung emotional-intuitiver Entscheidungsfindung nicht präsent. Denn schließlich gibt es wichtige Zusammenhänge zwischen Vertrauen und Entscheidungsfindung.
- Sie reduzieren das “Flow”-Konzept des Kreativitätsforschers Csikszentmihalyi auf “Spaßsucher”, was der Ernsthaftigkeit und Bedeutung des “Flow-Erlebens” bei der Arbeit nun überhaupt nicht gerecht wird. Schließlich hat Csikszentmihalyi keine Spaßsucher untersucht, sondern ernsthaft arbeitende Menschen, unter anderem diverse Nobelpreisträger.
Fazit: Das Buch empfehle ich vor allem allen Unternehmern, Geschäftsführern, Vorständen – kurzum: allen Praktikern – die eine Menge Anregungen bekommen, was sie konkret tun können, um das höchst entwickelte und stabilste Vertrauen zu entwickeln: Identifikationsbasiertes Vertrauen, das sich nur bei den Unternehmen findet, die Ihre Menschen wirklich als Menschen respektieren und behandeln.
Außerdem sollten alle, die Sprengers “Vertrauen führt” gut fanden, dieses Buch zur Fundierung Ihrer Sprengerschen Begeisterung lesen. Das was Sprenger an Tiefe und Differenzierung fehlt, ist hier reichlich vorhanden.
Herzliche Grüße
Andreas Zeuch
Osterloh, M.; Weibel, A. (2006): Investition Vertrauen. Prozesse der Vertrauensentwicklung in Organisastionen. Gabler. 314 Seiten gebunden, 44,95 €
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[…] Aber Vertrauen aufbauen und pflegen ist nicht immer selbstverständlich und ganz einfach (→Investition Vertrauen). Aber was, wenn Vertrauen auch noch international aufgebaut werden soll. Wo drohen dort […]
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