Infotopia

Liebe Leserinnen und Leser!

Über die Lektüre von Eli Parisers →“Filter Bubble“ bin ich auf den amerikanischen Juraprofessor Cass Sunstein aufmerksam geworden: In seinem im amerikanischen Original bereits 2006 vorgelegten Buch Infotopia widmet er sich der kollektiven „Vorbereitung und Produktion“ von Wissen. Dies ist längst nicht mehr die alleinige Aufgabe weniger Experten, sondern eine Herausforderung, an der seit der Erfindung und Entwicklung des Internets zunehmend mehr Menschen beteiligt sind. Seit den 1990ern sind dabei internetbasierte Technologien entstanden, die Impulse für erfolgreichere Zusammenarbeit und Entscheidungsprozesse in Gruppen geben. Prognosemärkte, Wikis, Open Source Projekte und Blogs bieten vielfältige Anregungen, wie wir verteiltes Wissen besser zusammenführen können als bisher. Und das ist eine der zentralen Herausforderungen, um der steigenden Komplexität und Dynamik unserer (Wirtschafts-)Welt gerecht zu werden. Glücklicherweise gilt dabei: „Was die Aggregation von Informationen angeht, befinden wir uns noch ganz am Anfang einer Revolution.“ (S. 19)

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Die Weisheit der Vielen

Liebe Leserinnen und Leser,

wir leben in einer Demokratie und fühlen uns darin vermutlich wohler, als in jeglichen Spielarten totalitärer Systeme. Wir sind zu Recht stolz darauf, von keinem despotischen, egomanischen Herrscher tyrannisiert zu werden, sondern unser Leben mittels demokratischer Prinzipien zu gestalten und steuern. Sicher gäbe es viel zu kritisieren, bis hin zur Frage, ob wir überhaupt in einer echten Demokratie leben. So oder so, offensichtlich gibt es keine Einzelperson und nicht einmal eine kleine Gruppe von Menschen, die alleine bestimmen, wo es langgeht. So weit so gut. Hier vertrauen wir also seit geraumer Zeit der Weisheit der Vielen, ohne dies je groß hinterfragt zu haben. Interessant ist jedoch: In unseren Unternehmen handeln wir ganz anders. Meistenteils herrscht eine kleine Gruppe oder sogar ein Alleinherscher im Rahmen einer antidemokratischen Struktur und Kultur. Die Weisheit der Vielen wird ersetzt durch eine magische Genialität einiger Weniger oder Alleiniger, die mehr zu leisten vermögen, als die Vielen (dazu mein Artikel „Das Demokratievakuum„). Diese Schräglage und vor allem: Der Wunsch, die Weisheit der Vielen noch besser als bisher nutzbar zu machen, hat mich veranlasst, Surowieckis Werk zum zweiten Mal zu lesen. Es hat gelohnt. Wieder.

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Nextopia

Liebe Leserinnen und Leser!

Wollt Ihr die kürzeste Zusammenfassung eines Buches lesen, die mir je gelungen ist? Hier ist sie:

„Vorfreude ist die schönste Freude.“ Punkt.
Nichtsdestotrotz lohnt die Lektüre der 244 Seiten, nicht nur weil sie sich so leicht und fluffig lesen, wie sich ein Marshmallow anfühlt. Sondern weil Micael Dahlén die Selbstreflexion unseres Verhaltens anregt (zumindest bei mir) und eine zentrale Strategie zur Vermarktung von Unternehmen nahelegt. Beides erscheint mir ein ausreichender Return on Investment, das Geld und die Zeit des Lesens aufzubringen.

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Der Wissenschaftswahn

Liebe Leserin, lieber Leser!

Warum rezensiere ich ein Buch in diesem Blog, dass unser momentanes materialistisches Wissenschaftssystem kritisiert? Was hat das mit einer menschlichen (Betriebs-)Wirtschaft zu tun? Sehr viel: Erstens ist unsere Sicht auf die Welt – zumindest in unserer westlichen Welt – stark geprägt von unserer Wissenschaft und unserem Glauben an sie. Das zeigt sich nicht nur in unserem äußerst eindimensional technokratischen Verständnis „wissenschaftlicher Betriebsführung“, respektive dem „Scientific Management“, in dem der Mensch als Störfaktor penetrant ignoriert wird. Es zeigt sich auch in unserer ebenso traurigen Reduktion vom Unternehmenszweck auf die Gewinnmaximierung als auch in unserem reichlich konservativen Verständnis von „Innovation“: Gemeint sind meistens technische, aber keineswegs soziale Innovationen, was wir gut daran erkennen können, das die meisten Investitionen und Förderungen im technischen Bereich stattfinden und dementsprechend vorwiegend technische Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle innoviert werden, aber so gut wie nie das Management an sich. Da unsere (Betriebs-)Wirtschaft wissenschaftlich fundiert sein will, ist es dringend nötig, sich mit unserem Wissenschaftsverständnis insgesamt kritisch auseinanderzusetzen. Was Sheldrake mit diesem weitreichenden Buch geleistet hat, ist enorm, soviel schon vorab.

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Kollektive Intelligenz

Liebe Leserin, lieber Leser!

Was haben die → Gemeinwohl-Ökonomie und andere Konzepte wie sinnvoll · wirtschaften miteinander gemeinsam? Einiges, aber eines ganz besonders: Die Demokratisierung von Entscheidungsprozessen. Die Reise geht weg vom Helden- oder Tyrannentum einiger Auserwählter, die irgendwann auf der Karriereleiter ganz oben angekommen sind und aus dem größten Büro des Unternehmens heraus, weit weg von den Mitarbeitern, Kunden, B2B-Partnern und anderen Stakeholdern, entscheiden. Es geht viel mehr hin zu gemeinsamen Entscheidungen, die alle Freiwilligen zusammen getroffen haben und die deshalb von wesentlich mehr Menschen intrinsisch motiviert getragen werden.
Und genau da kommt ein seit Jahren häufig benutzter Begriff ins Spiel: „Kollektive Intelligenz“. Was ist das eigentlich? Funktioniert das? Und vor allem: Wie konkret können Unternehmen und Organisationen die „Weisheit der Vielen“ nutzbar machen? Darüber gibt der hier vorgestellte Herausgeberband differenziert Auskunft.

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