A bit Rich
Liebe Leserinnen und Leser!
Heute möchte ich kein käufliches Buch, sondern eine kostenfreie Studie vorstellen. Denn die bahnbrechende Untersuchung „A bit rich“ eröffnet den Weg zu einer Arbeit, die dem Gemeinwohl dienlich ist, anstatt nur eigennutzenmaximierend den eigenen Kontostand in die Höhe zu treiben. Und sie zeigt den Weg hin zu einer branchenübergreifend gerechten Bezahlung, denn sie macht klar, wie wir langfristig zu einer intelligenten Vergleichsmöglichkeit verschiedener Arbeiten kommen könnten – wenn wir das wollen.
Der einfache Ausgangspunkt sind folgende Fragen:
- Welche Wirkung hat unsere Arbeit jenseits einer engen Auffassung von Produktivität?
- Stimmt unser finanzielle Entlohnung damit überein?
- Tragen diejenigen, die mehr kriegen, auch mehr zur Gesellschaft bei?
Da diese ökologischen und gesellschaftlichen Kosten nicht in die Verpreisung einfließen, tendiert der Markt dazu, vorzugsweise genau die Produkte im Überfluss anzubieten, die enorme negative Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gesellschaft haben. Dies sind beispielsweise billige Konsumgüter oder komplexe Finanzprodukte. Dieses ohnehin zerstörerische Vorgehen wird noch ausgeweitet, indem wir Arbeit, die einen hohen sozialen Wert hat, wie Krankenpflege oder Sozialarbeit derart schlecht bezahlen, dass wir in diesen Bereichen einen selbstverschuldeten Notstand erzeugen. Indem wir das erschaffen sozialer Werte zu einem wichtigen gesellschaftlichen Ziel machen, würden wir Anreize setzen, um den sozialen Nutzen zu maximieren. Darüber hinaus würden wir erstens einen größeren Rückfluss in die Arbeit gewährleisten als nur Kapital und zweitens eine gerechtere Verteilung ökonomischer Ressourcen zwischen den Arbeitenden erreichen.
Um diese Theorie zu testen, wurden 6 verschiedene, hoch und niedrig bezahlte Professionen näher untersucht. Die Forscher schätzten in einem ersten Schritt, in welchem Verhältnis das individuell verdiente Geld zu den durch die Arbeit entstehenden öko-sozialen Kosten oder Gewinnen steht. Hier in Kürze das Ergebnis:
- Londons Investmentbanker verdienten zum Studienzeitpunkt jährlich zwischen rund 580.000,- und 11,5 Millionen Euro¹. Für jeden Euro wurden im Gegenzug rund 8 Euro vernichtet. Der Faktor belief sich damit auf 1: (-)8. Verursacht wurden diese Kosten durch den Beinahe-Zusammenbruch des Finanzsystems (wir alle kennen nur zu gut den perversen Mechanismus der Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung der Kosten).
- Menschen, die in der Kinderbetreuung mit Gehältern zwischen 12 und 15.000,- € arbeiten, erzeugten hingegen ein positives Verhältnis von 1:8 bis 1:11. Es liegt auf der Hand, dass es nicht nur für die einzelnen Familien, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt ein Gewinn ist, das Kinder gut betreut werden. Erst so wird es möglich, dass die Eltern ihrerseits einer Arbeit nachgehen. Darüber hinaus dient die Kinderbetreuung außerhalb der Familie auch der ergänzenden Entwicklung der Kinder.
- Top-Manager in der Werbebranche verdienten zwischen rund 58.000,- und 14 Millionen Euro in einem Verhältnis von 1:(-)13. Die Werbebranche motiviert zu großen Konsumausgaben bis hin zur Privatverschuldung. Die so entstehende Konsumsucht bleibt letztlich unerfüllt, es kommt zu psychischen Folgeschäden wie Stress, Burn-Out etc., was wiederum Kosten verursacht.
- Reinigungspersonal in Krankenhäusern kann bei einem Jahreseinkommen von ca. 14.000,- € einen Faktor von 1:12 aufweisen, indem es hilft, Hygienestandards aufrecht zu erhalten und so weitere Infektionen und Erkrankungen zu verhindern. Damit unterstützt es mit seiner Arbeit die schnellere Genesung der Patienten.
- Steuerberater stellen mit ihrem Faktor einen Negativrekord auf: 1:(-)54 – und das bei einem Einkommen zwischen 87 und 232.000,- €. Der Grund ist einfach. Durch die Steueroptimierung müssen diejenigen, die sich einen Steuerberater leisten können, also vorzugsweise reiche Einzelpersonen und Unternehmen weniger Steuern zahlen. Die wiederum fehlen am Ende in der Kasse der Gemeinschaft.
- Müllarbeiter mit einem ungefähren Gehalt von 14.000,- € können einen großen positiven Faktor von 1:14 aufweisen, indem sie mit verschiedenen Arbeiten helfen, die öffentliche Sauberkeit aufrecht zu erhalten womit letztlich Seuchenbildung verhindert wird. Desweiteren sind sie an Recyclingprozessen beteiligt, die der Gemeinschaft ebenfalls einen Gewinn bringen.
Fazit: Die Studie lohnt für all diejenigen unter Euch, die sich für Einkommensgerechtigkeit und sinnvolle Gehälter, respektive Gehaltssysteme interessieren. Dieser Themenkomplex ist ein wichtiges Element eines sinnvollen und menschlichen Wirtschaftssystems.
Herzliche Grüße
Andreas Zeuch
Lawler, Ellis et al. (2009): A bit rich. Calculating the real value to society of different professions. new economic foundation. PDF, 42 Seiten
1) Die Studie wurde in England durchgeführt. Somit sind die Angaben der Studie in Englischen Pfund. Ich habe sie zur leichteren Einschätzbarkeit in Euro umgerechnet.
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[…] Vergleich zu den angeblichen “Leistungsträgern” leisten, zeigte die Studie →”A bit rich“. Das Konzept der “Leistung” ist durch und durch eine Stärkung des Systems, dass […]
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